Modellentwicklung eines ganzheitlichen Projektmanagementsystems für kerntechnische Rückbauprojekte (MogaMaR)

Aktuelles

Die im Rahmen der Projekte MogaMaR und "Entwicklung eines benutzerfreundlichen kostenoptimierenden Planungswerkzeug für kerntechnische Rückbauprojekte unter der Berücksichtigung von Stoffströmen zur Ressourcenplanung (NukPlaRStoR)" am IIP entwickelten Modelle und Methoden zur optimierenden Projektplanung werden von unserem Projektpartner RODIAS GmbH seit Mitte 2020 als  Softwareprodukt OPTIRA angeboten. Bei OPTIRA handelt es sich um ein innovatives Add-on zu konventionellen Projektplanungstools, das die automatisierte Optimierung insbesondere großer und komplexer Projekte jeder Art ermöglicht. Die am IIP entwickelten Modelle und Methoden sind als eigenständige Programmbibliothek eingebunden und übernehmen die mathematische Optimierung. Seitens RODIAS wurden auf dem Weg zum nun verfügbaren Endprodukt umfangreiche Benutzer- und Anwendungsschnittstellen, die Programmsteuerung sowie die Datenhaltung und Visualisierung ergänzt. Im weiteren Verlauf des NukPlaRStoR-Projekts werden in Kooperation mit den Projektpartnern zusätzliche Funktionalitäten entwickelt und in OPTIRA ergänzt, insbesondere im Zusammenhang mit der Stoffstromplanung bei kerntechnischen Rückbauprojekten.

openZELOS RODIAS GmbH
© RODIAS GmbH

Projektbeschreibung

In Folge intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeiten konnten bisher eine Vielzahl von Techniken und Verfahren zum Rückbau kerntechnischer Anlagen neu- bzw. weiterentwickelt werden. Verschiedene in der Vergangenheit erfolgreich durchgeführte Rückbauprojekte sowie der Fortschritt bei laufenden Rückbauprojekten belegen, dass die kerntechnischen Anlagen heutzutage technisch sicher zurückgebaut werden können.

Neben der technischen Umsetzung unter Beachtung des radiologischen Schutzes für Mensch und Umwelt, spielt auch die ganzheitliche, betriebswirtschaftliche Betrachtung bei der Planung, Ausführung und Überwachung von kerntechnischen Rückbauprojekten eine sehr große Rolle. Aufgrund des Individual- und Neuheitscharakters auf dem Gebiet der Stilllegung und des Rückbaus kerntechnischer Anlagen existieren nur sehr wenige Erfahrungswerte, sodass die Planung und Ausführung vielen Unsicherheiten unterliegen. Eine Standardisierung und Verallgemeinerung der Prozesse und Verfahren in Anlehnung an Rückbauprojekte des klassischen Ingenieurbaus ist aus selbigem Grund schwer herbeizuführen. Die eingesetzten, klassischen Projektmanagementsysteme haben in der praktischen Anwendung gezeigt, dass sie mit ihren Werkzeugen keine ausreichende Kosten- und Ressourceneffizienz bei der Planung und Umsetzung von kerntechnischen Rückbauprojekten bieten. Insbesondere die vielen Unsicherheiten aufgrund fehlender Erfahrungswerte werden in der bisherigen Planung nicht ausreichend berücksichtigt. Diese unzureichende Berücksichtigung von Unsicherheiten ist mit ein Grund dafür, dass bisher abgeschlossene bzw. laufende Rückbauprojekte zum Teil deutliche Abweichungen von den ursprünglichen Termin- und Kostenplanungen aufweisen.

(Quelle: Hübner, 2017)

Um diesen Abweichungen entgegen zu wirken, ist die Entwicklung eines ganzheitlichen Projektplanungssystems mit einem integrierten Ansatz, der die Komplexität des Projekts unter Beibehaltung der aktuellen Sicherheitsstandards in Bezug auf Zeit und Ressourcen hinreichend abbildet, entsprechende Werkzeuge bereithält und somit eine aktive Gestaltung der Managementprozesse ermöglicht, dringend notwendig. In diesem Zusammenhang spielt die Berücksichtigung von Unsicherheiten in der Planung eine entscheidende Rolle.

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, auf Basis von Projektstrukturplänen (PSP), Genehmigungsunterlagen, Genehmigungsverfahren und anderen Projektdokumentationen von abgeschlossenen, laufenden und in Planung befindlichen Rückbauprojekten die Besonderheiten von kerntechnischen Rückbauprojekten zu analysieren. Dabei sollen derzeitige Schwachstellen im Projektmanagement identifiziert werden, die für außerplanmäßige Zeit- und Kostenveränderungen verantwortlich sind. Die Analyseergebnisse fließen in die Weiterentwicklung derzeitiger Projektmanagementsysteme ein, wodurch ein Ansatz für ein ganzheitliches Projektplanungssystem für kerntechnische Rückbauprojekte entwickelt wird. Dieser Ansatz soll eine realitätsnahe und integrierte Zeit-, Kosten- und Ressourcenplanung ermöglichen, die insbesondere die Unsicherheiten in der Planung und Ausführung aufgrund fehlender Erfahrungswerte berücksichtigt.